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Hitzeinsel (Innen-)Stadt

Im kommenden Kompass findet ihr einen gekürzen Text zum Thema Hitzeinsel (Innen-)Stadt. Hier gibt es jetzt schon die ungekürzte Version zum (vor)lesen.

Hitzeinsel (Innen-)Stadt

 

Städte sind im Vergleich zu ihrem Umland wärmer. Durchschnittlich ist das Stadtklima 0,5 – 1,5°C wärmer als das Klima des Umlandes. Solche Temperaturdifferenzen verstärken sich je weiter man in Innenstadtbereiche vordringt. In Metropolen wurden allerdings auch schon Spitzenwerte von 10°C Unterschied gemessen. Besonders überhitzt Bereiche innerhalb einer Stadt nennt man Wärmeinseln oder auch Hitzeinseln. Die Ursachen für Hitzeinseln sind divers.

 

Das Stadtklima weißt unterschiedliche Charakteristika in Luftqualität, -zirkulation, -temperatur und -feuchtigkeit im Gegensatz zum Stadtumland auf. So bremst die dichtere Bebauung in den Städten den Luftaustausch aus. Von den Frisch- und Kaltluftentstehungsgebieten in Wäldern und feuchten, schattigen Grünflächen (z.B. Auen) gelangt die Luft nur erschwert in Innenstadtbereiche. Da kalte Luft schwerer ist als Warmluft, sind vor allem bodennahe Hindernisse, ein Problem für die Versorgung von Innenstädten mit Kaltluft. Dämme, Lärmschutzwände, zu dichte Vegetation und große geschlossene Gebäuderiegel die quer zur Windrichtung stehen, behindern die Be- und Durchlüftung der Stadt.

Gleichzeitig ist aufgrund eines höherer Versiegelungsgrades, verursacht durch Bebauung, der Wasserkreislauf gestört. Weniger Wasser kann in den Boden versickern, wodurch in geringerem Maße Verdunstung stattfindet. Die Verdunstung von Wasser durch Pflanzen hat allerdings einen kühlenden Effekt auf die Lufttemperatur und reichert die Luft mit Feuchtigkeit an. Insgesamt ist anzumerken, dass der geringere Anteil an Grünstrukturen und Wasserflächen im urbanen Raum trockenere Luft generiert.

Eine Vielzahl an wärmeabsorbierenden Oberflächen heizt Städte weiter auf. Moderne Gebäude spielen dabei eine tragende Rolle. Glas, Stahl und Beton sind sehr gute Wärmespeicher, wenn nicht im Baustoff selbst – wie beim Glas – dann im dahinter liegenden Raum. Des Weiteren ist die Farbe einer Oberfläche entscheidend dafür, ob sie Wärme speichert oder reflektiert. Das Rückstrahlungsvermögen – auch Albedo genannt – gibt das Maß an Reflexionsvermögen einer nicht selbst leuchtenden Oberfläche an. Eine hoher Albedo entspricht dabei einer hohen Reflexionskraft. Helle Oberflächen haben fast ausschließlich hohe Albedo, wie z.B. frischer Schnee eine Albedo von 0,80 – 0,90 hat oder im städtebaulichen Kontext weiße Wände einen Wert von 0,50 – 0,90 haben. Bei dunklen Oberflächen ist es logischerweise das Gegenteil. Teer und Split haben beispielhaft eine Albedo von 0,03 – 0,18. Außerdem kühlen Baumaterialien mit dunklen Oberflächen langsamer aus und geben so über einen längeren Zeitraum Wärme an die Umgebung ab.

 

Letztendlich bedeuten all die aufgeführten Punkte eine höhere Wärme- und Hitzebelastung für die Bewohnenden der Städte, als für die auf dem Land lebende Bevölkerung. Aber nicht nur der Mensch hat mit gesundheitlichen Folgen durch bioklimatische Veränderungen zu kämpfen, auch für Flora und Fauna leiden unter der Zunahme von Wetterextremen. Mit fortschreiten des Klimawandels ist momentan schon zu beobachten und für die Zukunft noch verstärkter zu erwarten, dass es immer wärmer und trockener in Deutschland, aber auch anderswo, wird. Mit verschiedensten Maßnahmen ist es möglich die Temperatur in Städten durch städtebauliche und freiraumplanerische Ordnung und Regulierung zu beeinflussen, um somit (inner-)städtische Hitzeinseln zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Die Benutzung heller, nichtwärmeabsorbierender Materialien beim Bau von Gebäuden, insbesondere bei Dächern beeinflusst das Stadtklima nachhaltig. Das gilt im gleichen Maße für die Wärme- und Kältedämmung durch Dach- und Fassadenbegrünung. Nicht nur aus energetischer Sicht ist das Konzept sehr interessant, auch reduziert die Begrünung das Aufheizen von Oberflächen, dient bei Starkregenereignissen als „Schwamm“ mit Regenrückhaltefunktion und sorgt mit der Verdunstung des Wassers durch die Pflanzen für eine Verbesserung des Umgebungsklimas. Beeinflusst durch Verschattung versiegelter Flächen, etwa mit Bäumen, geht die Lufttemperatur und -feuchtigkeit ebenfalls zu verbessern. Für Wasserspiele auf Plätzen gilt selbiges. Auch die Art des Gebäudebaus ist zu überdenken. Backsteinfassaden können anstelle von Glasfassaden das Mikroklima des Gebäudes positiv für seine Bewohnenden beeinflussen. Genauso wie die richtige Anordnung und Ausrichtung von Balkonen. Als letzte umsetzungsorientiertes Konzept ist die Modifikation der Durchlüftung unserer urbanen Gebiete zu nennen. Zukünftigen Raumordnungs- und Planungsprozessen müssen Luftleit- und Ventilationsbahnen unbedingt berücksichtigen, um einen besseren Luftaustausch und eine besser Luftzirkulation in den Städten zu ermöglichen. Nur so ist es möglich erhöhten Emissionen von Luftschadstoffen entgegenzuwirken.

 

Es brauch nicht nur in der globalen politischen Debatte eine 180°-Wende um Klimaziele zu erreichen und eine gute nachhaltige Existenz auf der Erde zu ermöglichen. Auch im kleineren fachlichen Maßstab – in der Stadt- und Raumplanung – ist dies erforderlich und wird mehr oder weniger progressiv diskutiert. Fakt ist: eine Veränderung ist möglich und notwendig. Jetzt.

 

 

 

 

Vorstellung:

Hi ich bin Kalle und studiere im 4.Semester an der FH Erfurt Stadt- und Raumplanung. Seit meinem ökologischen Bundesfreiwilligendienst 2015/16 im Büro der Naturfreundejugend Erfurt bin ich im Verband aktiv und mittlerweile Mitglied der NFJ-Regionalleitung Erfurt. Mein Abkühlungstipp für zu heiß gewordene Stadtköpfe ist der Gemeinschaftsgarten der Naturfreundejugend im Erfurter Norden. Ein ruhiges, grünes Fleckchen Stadtidylle mitten im Großstadttrubel.

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