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News-Details

Kompass 03/2022

Ausgabe September 2022

Die NaturFreunde Thüringen sind ein Mitmachverband und leben durch euch, liebe Mitglieder. Jeden Tag engagieren sich hier Menschen, setzen eigene Ideen um, laden euch ein und gestalten wichtige Verbandsentwicklungsprozesse.

Die Ausgabe 03/2022 dreht sich ganz um euch - auch wenn natürlich nur ein Bruchteil der Engagierten einen Platz finden konnten, ist es großartig, dass ihr alle bei uns seid!

Auf Seite drei findet ihr einen ersten Diskussionsaufschlag zum Thema "Atommüll-Endlager Thüringen". Am 05.09. findet hierzu eine Veranstaltung im Naturfreundehaus in Erfurt statt (mehr Informationen findet ihr auf der Startseite). Seid auf die nächste Ausgabe, die zum 01.12. erscheinen wird, gespannt - die wird sich ganz um dieses Thema drehen.

Wenn ihr auf diesen Satz klickt, kommt ihr zur gesamten Ausgabe.

 

Den ungekürzten Text von Seite 3 findet ihr, wie angekündigt, hier:

 

Atommüll-Endlager in Thüringen?

12.07.2022

Die unrühmliche Geschichte der Atomkraft begann in Deutschland Mitte der 1950er-Jahre unter Franz-Josef Strauß und ist ein unverantwortliches Beispiel für die Externalisierung von schwerwiegenden Folgen auf künftige Generationen. Jetzt kommt sie in ihre letzte Etappe: Die Festlegung eines nationalen Standorts für das Atommüll-Endlager.

Gesucht wird ein Ort, um hochradioaktiven Abfall über eine Million Jahre möglichst sicher zu lagern. Von Stufe zu Stufe werden die Standorte immer weiter eingegrenzt. Ausgangspunkt ist die sogenannte „weiße Landkarte“. 

Es geht um die Hinterlassenschaften der mit Abstand teuersten Energiewandlungsform, der Atomkraft. Die gesamtgesellschaftlichen Kosten betragen schon jetzt 1 Billion Euro.

Die Folgekosten werden uns noch sehr lange beschäftigen. Es sind sogenannte Ewigkeitskosten. Seit 50 Jahre werden Atomkraftwerke in Deutschland betrieben, etwa 5.000 Mal so lange wird beispielsweise das Plutonium im Atommüll brauchen um zu zerfallen und währenddessen gefährliche Strahlungen aussenden.

Der riesige Haufen radioaktiven Abfalls (bisher 550.000 Kubikmeter) muss in sicheren Endlagern deponiert werden und auch wenn wir ein sicheres Endlager in Deutschland finden werden, verlagern auf die nächsten 40.000 Generationen! Denn ein Endlager muss den sicheren Einschluss dieser Radionuklide für mindestens 1 Million Jahre gewährleisten – ein Zeitraum der jede Vorstellungskraft sprengt.

Die Endlagersuche in Deutschland soll 2031 abgeschlossen sein. Die Bundesgesellschaft für Endlagersuche (BGE) hat nun Modellregionen ausgewiesen. Zwei der Modellregionen liegen in Thüringen als Beispiel für Salzgestein und kristalline Gesteinsformationen. Das Problem der Endlagersuche wird in ganz Europa auf nationaler Ebene behandelt. Die Strategien sind dabei unterschiedlich. So gibt es neben Deutschland kein anderes europäisches Land, das Steinsalz gleich welcher Lagerung als sicheres Wirtsgestein in Betracht zieht. Denn zu groß scheint die Gefahr der Rissbildung.

Am Ende wird es keine Region in Deutschland geben, die nicht mit repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen geprüft wird.

Die BGE hatte bereits 2020 erste Zwischenergebnisse zum Verfahren im sogenannten Zwischenbericht Teilgebiete veröffentlicht. Dazu hatte das Bundesamt für die Sicherheit der nukleare Entsorgung (BASE) die Fachkonferenz „Teilgebiete“ organisiert, wobei es sich um ein Beteiligungsformat gehandelte, mit dem die Öffentlichkeit zu einem sehr frühen Zeitpunkt im Verfahren, ohne endgültig festgelegte Ergebnisse, die Möglichkeit hatte, Einblick in die Aufgabe, die Methoden und die Arbeitsweise des Vorhabenträgers zu erlangen.

Es geht nicht nur um Thüringer Interessen, sondern um die beste Lösung für ein bestehendes gesamtgesellschaftliches Problem. Wir brauchen einen objektiven und wissenschaftlichen Abwägungsprozess.

Erwartungsgemäß früh hat sich die Nicht-in-meinem-Hinterhof-Mentalität breitgemacht.

Es ist richtig und wichtig, dass der am besten geeignete Ort Deutschlands ausgewählt wird. Das Verfahren der weißen Landkarte, was keine Gebiete vorab ausnimmt, ist das einzige Verfahren was überhaupt eine Chance auf gesellschaftliche Akzeptanz hat. Kritik am Verfahren ist durchaus berechtigt und gewünschter Teil des Prozesses, aber es bleibt ein Verfahren, bei dem klar ist, dass nicht die politischen Motive ausschlaggebend sind, sondern dass nach wissenschaftlichen Kriterien der geologisch sicherste Standort in Deutschland ausgewählt wird.

Das Anti-Atom-Bündnis „ausgestrahlt“ schlägt vor, dass sich infrage kommende Kommunen zusammenschließen sollen, um einen fairen Prozess zu gewährleisten. Um die Objektivität zu erhalten, müssen alle genau hinsehen, kritisch begleiten und natürlich Argumente einbringen und Fehler benennen. Insofern sind wir natürlich auch sehr froh über jeden Kreistag, jede Kommune und jede Ortsgruppe der/die sich im Rahmen dieser Debatte beschäftigen möchte und sich einbringt.

Dieser Prozess zeigt schon jetzt, dass wir endlich aufhören müssen, radioaktiven Abfall zu produzieren. Wir werden mit Euch zusammen darauf achten, dass die Kriterien, die in dem Bericht der Endlagerkommission erarbeitet und vom Bundestag in das Standortauswahlgesetz übernommen wurden, auch eingelöst werden.

Wir wollen euch einladen, mit uns gemeinsam über das Thema „Atommüll-Endlager in Thüringen“ zu diskutieren. Hierfür treffen wir uns am 05.09. um 18 Uhr im Naturfreundehaus Charlotte Eisenblätter.

Publikationen

 

https://www.naturfreunde.de/ueber-die-sicherheitstechnischen-anforderungen-die-entsorgung-hochradioaktiver-abfaelle

Broschüre „Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle – Was Kommunen dazu wissen sollten“ im April 2022 veröffentlich

https://www.endlagersuche-infoplattform.de/SharedDocs/IP6/BASE/DE/20210115_Informationsschreiben_des_BASE_an_kommunale_Akteure.pdf;jsessionid=BFEDC7E2E829698A06B12459BD47BF69.2_cid339?__blob=publicationFile&v=4

weitere Dokumente:

https://www.base.bund.de/SharedDocs/Downloads/BASE/DE/broschueren/bfe/suchex_broschuere_endlagersuche.pdf;jsessionid=E5DC15DAFEE2E1D42390EE0B93EAFD2F.1_cid349?__blob=publicationFile&v=24

https://www.endlagersuche-infoplattform.de/webs/Endlagersuche/DE/Dokumente-und-Service/Infos-Kommunen/info-kommunen_artikel.html

Zum Stand des Verfahrens

https://tlubn.thueringen.de/geologie-bergbau/landesgeologie/standortauswahlverfahren

 

 

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